Die Anfänge von 1988 bis 1990
Zusammen mit einigen
Freunden begann Dr. Peter Edvi im Laufe des Jahres 1988 Flüchtlingen
aus der DDR zu helfen, die über Budapest den Weg in die Freiheit suchten.
Mehr als ein Jahr nur ein loser Zusammenschluß hochmotivierter freiwilliger
Helfer, wurde die Gruppe wegen ihrer Erfolge bei humanitären Aktionen
schnell bekannt. So erhielt sie auch erste Informationen über die haarsträubenden
Zustände in rumänischen Waisenhäusern. Erstmals nach dem Zusammenbruch
des totalitären Regimes in Rumänien hatten Dr. Edvi und sein Freund
Dr. László Kövér Weihnachten 1989 die Möglich-keit, sich vor Ort von
der traurigen Wahrheit der Berichte ihrer Siebenbürger Bekannten zu
überzeugen. Jeder Versuch, zunächst auf privater Basis Hilfe zu leisten,
erwies sich als völlig unzureichend; der Schritt an die Öffentlichkeit
und zu organisierter Hilfe war unumgänglich. So wurde der Internationale
Kinderrettungsdienst (IKR) in Hannover/ Deutschland gegründet. Die von
seinen Mitgliedern im März 1990 initiierten ausführli-chen Presseartikel
mit erschütternden Fotos über das Elend der rumänischen Heimkinder von
Chigid gingen um die Welt und lösten eine internationale Welle der Hilfsbereitschaft
aus.
Auch in Budapest
organisierten sich die freiwilligen Helfer. In einer historischen Stunde,
am Rande der konstituierenden Sitzung des ersten frei gewählten ungarischen
Parlaments am 2. Mai 1990, beschloß eine Gruppe ungarischer Politiker
die Bildung einer karitativen Vereinigung, um jenseits jeglicher politischer,
religiöser und nationaler Zielsetzungen Kindern zu helfen. Zu den Gründungsmitgliedern
zählten bekannte Politiker, wie Dr. Viktor Orbán, gegenwärtig Ministerpräsident
von Ungarn, Dr. László Kövér, Vorsitzender der ungarischen Jungliberalen
(FIDESZ MPP), der amtierende Oberbürgermeister Budapests, Dr. Gábor
Demszky sowie Dr. Gábor Fodor, von 1994 bis Ende 1995 Kultusminister.
Schirmherren des
Internationalen Kinderrettungsdienstes sind Dr. Árpád Göncz, Präsident
der Ungarischen Republik, Dr. Roman Herzog, Präsident a.D. der Bundesrepublik
Deutschland, Thomas Klestil, Präsident der Republik Österreich.
Ziele
und Organisationsstruktur
Am 3. Juli 1990
wurde der Internationale Kinderret-tungsdienst (IKR) vom zuständigen
Budapester Gericht unter der Nr. 6.Pk.63395/1. als Verein registriert.
Seine Gemeinnützigkeit ist unter der Steuernummer APEH 7120286376 anerkannt.
Laut Satzung ist es sein vorrangiges Ziel, unabhängig von nationaler,
politischer oder religiöser Zugehörigkeit hilfsbedürftigen Kindern Unterstützung
und Versorgung materieller, sozialer oder gesundheitlicher Art zu gewähren.
Nach einer Satzungsänderung
wird seit Mai 1995 die Organisation von einem neunköpfigen Präsidium
geleitet.
Neben den beiden
Präsidenten, Dr. László Kövér und Dr. Peter Edvi, arbeiten sechs stellvertretende
Vizepräsidenten: Dr. László Csáky, Dr. Sándor Csányi, Dr. Gábor Demszky,
Dr. Pál Kovács, Herr Gábor Kuncze und Dr. Iván Szabó sowie Peter Fáth
als Assistent des Vorstandes.
Im Januar 2000 gehörten
dem IKR 377 Mitglieder aus allen Schichten der Bevölkerung an, darunter
Vertreter der ungarischen Regierung sowie die der früheren Regierungen,
z. B. ex-Ministerpräsident Gyula Horn nebst zahlreichen ehemaligen Ministern
sowie Mitglieder der im ungarischen Parlament etablierten Parteien,
ferner bekannte ungarische Künstler sowie Professoren der Humanmedizin
und Heilpädagogik. Die meisten Mitglieder kommen aus Deutschland und
Ungarn, weiterhin aus Australien, Belgien, Frankreich, Großbritannien,
Österreich, der Schweiz und den USA. Auch Firmenmitgliedschaften sind
möglich.
Um die karitative
Arbeit international besser koordinieren zu können, wurde zusätz-lich
eine gemeinnützige Stiftung (Steuernummer APEH 7120773904) geschaffen
und gerichtlich am 16. Oktober 1991 unter der Nr. 9.Pk.66561/2. in Budapest
registriert. Sie wird seitdem von Dr. Peter Edvi als Präsidenten und
den Mitgliedern des Kuratoriums János Csák, Dr. László Madarász, Dr.
József Szájer und Károly Szadai geleitet.
Am 4. Januar 1991
hat sich der organisatorisch selbständige gemeinnützige Verein "Internationaler
Kinderrettungsdienst in Rumänien - Rumänischer e.V." gegründet (vom
Zivilgericht in Timiºoara/Temeschwar unter Aktenzeichen 35/PJ/1995 zugelassen
und registriert sowie die Gemeinnützigkeit unter Nr. SC096003564 bescheinigt).
Sein Präsident Dr. Ferenc Bárányi ist Abgeordneter und vormals Vorsitzender,
jetzt Sekretär des Gesundheits- und Familienausschusses im rumänischen
Parlament. Bei Hilfsmaßnamen arbeitet diese Initiative eng mit der ungarischen
Schwesterorganisation zusammen.
Der sechs Jahre
als nicht eingetragener Verein geführte Deutsche Internationale Kinderrettungsdienst
in Hannover wurde im Herbst 1996 mit dem Ziel seiner Registrie-rung
neu gegründet und am 23. Dezember 1996 unter der Nummer 7155 im Vereinsregister
bei dem Amtsgericht Hannover eingetragen. Am 6. März 1997 erhielt er
vom Fi-nanzamt Hannover-Nord unter der Steuernummer 2520640361 die Gemeinnützigkeit
bescheinigt.
Weitere Neugründungen
selbständiger Organisationen, die von der Idee und Aufgabenstellung
dem IKR gleichen, sind für die Benelux-Staaten, Österreich und die USA
ins Auge gefaßt.
Finanzierung
Die Arbeit des
IKR finanziert sich zu einem kleinen Teil aus Mitgliedsbeiträgen, im
wesentlichen aber durch ehrenamtliche Tätigkeit und Spenden. Für einzelne
Projekte konnten Firmen als Sponsoren geworben werden.
Wichtige Einnahmequellen
sind regelmäßige Benefizveranstaltungen: Jedes Jahr im Mai gibt der
weit über die Grenzen Ungarns hinaus bekannte Pianist Zoltán Kocsis
ein Konzert im Budapester Kongreßzentrum; in der Weihnachtszeit findet
in der Staatsoper und im Lustspieltheater eine Veranstaltung zu Gunsten
des IKR statt. Da werden die großzügigsten Spender im Anschluß an die
Veranstaltungen vom ungarischen Staatspräsidenten Dr. Árpád Göncz zu
einem Empfang geladen. Im März 1995 organisierte der IKR im Museum der
schönen Künste erstmals den "Ball der Bälle".
In finanzieller
Kooperation mit der Stadt Budapest bestreitet der IKR jährlich die Veranstaltungen
zum Internationalen Kindertag mit mehreren hunderttausend Teilnehmern.
Ferner richtet er jährlich eine Weihnachtsfeier für 4.000 bis 5.000
Teilnehmer minderbemittelter Familien aus; spezielle Geschenkaktionen
für etwa 300 Kinder gehören ebenfalls zum Programm.
Obwohl der IKR landesweit
tätig ist, darunter auch mit einer Außenstelle in Pécs (Fünfkirchen),
beschränkt er die Anzahl der Angestellten auf das Minimum. Damit ist
gewährleistet, daß 95% der Einnahmen direkt den Betroffenen zufließen
und nur 5% auf Organisation und Administration entfallen. Die Jahresabrechnungen
sind für alle zugänglich und werden veröffentlicht.
Projekte
Mittlerweile hat
sich der Internationale Kinderrettungsdienst als eine der wichtigsten
nicht-staatlichen Wohlfahrtsorganisationen in Ungarn etabliert. Die
Arbeit des IKR ist ausgesprochen vielseitig:
1. Medizinisches
Hilfsprogramm
Untersuchung, Heilbehandlung
ungarischer und ausländischer Kinder, einschließlich der Deckung aller
Krankenhaus- und Operationskosten, Übernahme der Kosten für Medikamente
und medizinische Hilfsmittel.
Seit September 1995
betreibt der IKR in Ungarn und im benachbarten Ausland seinen Zahnarztbus.
Diese einschließlich Röntgengerät komplett ausgestattete und von örtlichen
Gegebenheiten unabhängige Dentalpraxis wird für zahnärztliche Untersuchungen
und Behandlungen von Kindern und Jugendlichen eingesetzt, um so die
zahnmedizinische Grundversorgung sichern zu helfen.
2. Ernährungsprogramm
für Kinder
Mehr als 4000 Kinder
aus sozial schwachen Familien in ganz Ungarn erhalten auf Kosten des
IKR ein Mittagessen in der Schule bzw. im Kindergarten, für viele die
einzige Möglichkeit, wenigstens einmal am Tag eine warme Mahlzeit zu
bekommen.
3. Pflegeelternprogramm
Da Heimkinder hier
wie andernorts sehr viel schlechtere Sozialprognosen haben als ihre
Altersgenossen aus intakten Familien, führt der IKR derzeit einen Modellver-such
durch, in dem 32 solcher Waisenkinder aus ländlichen Gebieten in Pflegefamilien
aufwachsen. Auf Grund der Erfahrungen wurde Anfang 1998 für Ende 1997
geplant, ein Pilotprojekt für Waisen, Verlassene und Straßenkinder aus
dem Großstadtbereich Budapest gestartet und damit die Zahl der Pflegekinder
des IKR zu verdoppeln.
4. Programm zur
Vorbereitung von Gesetzen
Zwischen 1992 und
1994 verwalteten wir zusammen mit dem Amt des Ministerpräsidenten den
gemeinsam gegründeten Ausschuß für Kodifikation und Deregulation der
Kinder-, Jugend- und Familienrechte. Der Ausschuß arbeitete mit dem
Ministerium für Volkswohlfahrt das Kinderschutzgesetz aus, das 1997
vom Parlament verabschiedet wurde.
Wir veröffentlichten
eine Sammlung der, mit dem Kinderschutz verbundenen internationalen
Gesetze und bestimmenden Dokumente. Im Zusammenhang mit der Präventivhaft
schlugen wir eine Umarbeitung des Strafgesetzbuches vor und führten
es in Zusammenarbeit mit dem Justizministerium aus. Wir stellten den
Antrag, die obligatorische Benutzung vom Kindersitz im Auto zwischen
die Vorschriften der Straßenverkehrsordnung aufzunehmen. Wir iniziierten
die Modifikation des Kinderwohlstands- und Mediengesetzes, und wirken
an der Umarbeitung mit.
5. Ferien- und
Erholungsprogramm
Sicherung von Erholungsmöglichkeiten
für Heimkinder oder in anderer Weise benachteiligte Kinder.
6. Bildungsprogramme
zur Aus- und Weiterbildung
Ausbildung von Pflegeeltern.
Weiterbildungsmöglichkeiten für ausländische Ärzte, Heilpädagogen, Laboranten
sowie andere Mitarbeiter von Kinderheimen. Bildung und Weiterbildung
von Kindern unter staatlicher Fürsorge bzw. von anderweitig benachteiligten
Kinder.
Auf Bewerbung gewähren
wir finanzielle Unterstützung in Form von Stipendien und Lehrmittelbeitrag
sozial schwachen, zur gleichen Zeit aber talentierten Kindern.
Im Rahmen unseres
hyppotherapeutischen Programms organisieren wir jährlich Bildungs- und
Weiterbildungskurse für Pferdetherapeuten, mit theoretischer und praktischer
Bildung.
7. Hilfslieferungen
Die meisten Hilfslieferungen
betreffen Rumänien und die Gebiete des ehemaligen Jugoslawien. Einzelne
Hilfslieferungen gingen aber auch nach Bangladesch, Rußland sowie in
die Ukraine. Verschiedene ausländische, hauptsächlich rumänische Institutionen
werden langfristig unterstützt.
8. Zusammenarbeit
mit anderen Institutionen
Der IKR arbeitete
schon öfter mit anderen Hilfsorganisationen zusammen, denen die detaillierte
Kenntnis der Ost- und Zentraleuropäischen Verhältnisse seiner Mitglieder
zugute kommt, so z.B. bei der Erarbeitung des Rumänienprogramms der
UNICEF und der UNESCO. Er hat mehreren westeuropäischen Hilfsorganisationen
entsprechende Kontakte für die Lieferung von Hilfsgütern vermittelt.
Der IKR gewährt
Unterstützung bei der Planung des Umbaus bzw. der Reorganisation von
Krankenhäusern und Kinderheimen, und stellt den logistischen Hintergrund
solcher Maßnahmen sicher. Zu den ehrgeizigsten laufenden Projekten zählt
der Wiederaufbau eines Kinderheimes in Sinmartin, das in Kooperation
mit deutschen, rumänischen, schwedischen und österreichischen Organisationen
entsteht. Der IKR übernimmt die veranschlagten Gesamtkosten von 2 Mio.
DM zur Hälfte.
9. Veranstaltungen
Der IKR organisiert
an Weihnachten sowie am Muttertag und Kindertag (letzter Sonntag im
Mai) usw. Veranstaltungen zur Unterhaltung von Kindern, wobei bedürftige
Kinder Gäste des IKR sind. Mehrmals im Jahr werden auch Benefizveranstaltungen,
u.a. in der Budapester Staatsoper, durchgeführt, deren Einnahmen bedürftigen
Kindern zugute kommen.
10. Informations-
und Beratungsprogramm
Der IKR berät regelmäßig
Kinder und Kinderheime in allen relevanten Fragen, insbesondere Recht
und Gesundheit. Die ersten Bücher einer Reihe von Publikationen zu Themen
wie Recht, Lebensplanung, Rauschmittel, Rauchen, Sexualaufklärung usw.
sind 1995 erschienen, weitere Bücher sind in Vorbereitung.
11. Film-, Fernseh-
und Fotodokumentation
Dokumentation des
Schicksals sozialschwacher Kinder, Darstellung der Probleme von Krankenhäusern,
Schulen und anderen Institutionen im Umfeld der Kinder- und Jugendhilfe.
12. Zeitgenössische
Kunstsammlung
Unsere Sammlung
wird durch Schenkungen von zeitgenössischen ungarischen Künstlern immer
größer. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf der Sammlung finanzieren wir
unsere Projekte.
Falls auch Sie
die Arbeit des Kinderrettungsdienstes unterstützen wollen, sei es durch
den Besuch einer der Veranstaltungen oder als Mitglied (Jahresbeitrag
für Privatpersonen: mindestens 1200 HUF), wenden Sie sich bitte an die
folgende Adresse:
Internationaler
Kinderrettungsdienst - Ungarischer e.V. -
H-1066 Budapest
Teréz körút 24.
Tel.: + 36-1-475-7000
bzw. +36-1-269 5359
Fax: +36-1-302-4136
E- Mail Adresse:
ikr@gyermekmento.hu
Bankverbindung:
11991102 Postabank, Konto-Nr. 021-04227